Montag, 3. September 2007

Trennunscharfe Kategorien – ein typischer Fehler bei Online-Befragungen

Ein paar Gedanken hinsichtlich ein kleinen Fundstücks aus einer Online-Befragung, an der ich mich heute beteiligt habe – ich vermute übrigens dass ungefähr ein Drittel aller Teilnehmer ungerichtet beworbener Befragungen im Internet selbst Marktforscher sind – bis auf die Befragungen, bei denen es was zu gewinnen gibt, da dürften 90% der Stichprobe aus Incentive-Jägern bestehen und nur 10% aus Marktforschern...

Aber zurück zum Fundstück:


Frage: Welches ist der höchste Schulabschluss den Sie besitzen oder zurzeit anstreben?


1. Studium

2. Abitur

3. Realschulabschluss

4. Hauptschulabschluss

5. Ich gehe noch zur Schule

6. Ich verfüge über keinen Abschluss


Eine solche Auswahl von Antwortkategorien bezeichnet man als trennunscharf. Mal angenommen, ein Proband hat bereits den Realschulabschluss in der Tasche und bereitet sich gerade auf sein Abitur vor. In diesem Fall könnte er den Realschulabschluss als höchsten Schulabschluss angeben, den er zurzeit besitzt, das Abitur als höchsten Schulabschluss, den er zurzeit anstrebt, oder aber die Antwort „Ich gehe noch zur Schule“ wählen, die ja auch irgendwie passt.


Fazit: Wird die Frage unsauber formuliert (wie in diesem Fall zwei Fragen in einer) oder aber sind die Antwortkategorien trennunscharf (wie in diesem Fall durch „Ich gehe noch zur Schule“, welche sich mit anderen Kategorien überschneidet), lassen sich die Ergebnisse nicht vernünftig auswerten. Dazu kommt in der vorliegenden Frage noch die Antwort „Studium“, mit der wohl der Studienabschluss gemeint ist – da ein Studienabschluss aber kein Schulabschluss ist, wird hier die mangelnde Eignung der Kategrien noch verstärkt.


Insbesondere bei Online-Befragungen fällt mir immer wieder auf, dass Fragen unklar formuliert oder Kategorien unsauber eingeteilt werden – vielleicht liegt es ja daran, dass man den Fragebogen schnell mit ein paar Klicks erstellen kann und eine oder zwei Fragen oder Antwortoptionen schnell eingearbeitet werden können. Darüber kann man manchmal leicht vergessen, dass in einen Online-Fragebogen trotzdem eben so viel Sorgfalt und Vorbereitung fließen sollte wie in einen traditionellen „Papier-Fragebogen“.


Oft hilft es, den Fragebogen vor der eigentlichen Erhebung einem Pre-Test zu unterziehen – dieser muss weder repräsentativ sein noch sonstwelche Voraussetzungen erfüllen, benötigt werden lediglich einige Freiwillige mit Befragungserfahrung die den Fragebogen durchspielen und hinterher Feedback zu möglichen Schwachstellen im Design liefern. Ein hervorragender Ausgangspunkt für einen solchen Pre-Test ist beispielsweise eine google group wie de.alt.umfragen, in der man viele nette MaFo-Enthusiasten und Befragungs-Interessierte finden und für schnelle Pre-Tests rekrutieren kann.

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