Sonntag, 27. April 2008

YouTube – ein Marktforschungs-Tool?

Seitdem die YouTube-Benutzeroberfläche um das neue Statistik-Tool „Insight“ erweitert wurde, mehren sich die Ansagen aus dem Bereich der Markt- und Meinungsforschung, YouTube künftig als Plattform für Fokusgruppen einsetzen zu wollen.

Dahinter steckt der Gedanke, dass Werbetreibende, die entweder Online-Kampagnen fahren oder TV-Kampagnen im Netz testen (was aufgrund der niedrigen Auflösung der YouTube-Filme aber eher selten vorkommt), das Verhalten der Zuschauer nun genauer evaluieren können. Neben der Information, wie häufig jeder Film aufgerufen wurde – die allerdings auch schon vor „Insight“ verfügbar war – lässt sich beispielsweise ermitteln, aus welcher geographischen Region die Zuschauer stammen. Für einen Werbetreibenden bedeutet dies, dass sich (in gewissen Grenzen) nachvollziehen lässt, wo die Kampagnen am besten und wo sie am schlechtesten „ankommen“.

Für den Marktforscher auf jeden Fall eine interessante Sache, obgleich es durchaus einige Features mehr gebraucht hätte, um „Insight“ zu einem echten Marktforschungs-Tool zu machen. Beispielsweise die Information, in wie viel Prozent aller Video-Aufrufe der Werbespot auch bis zum Ende abgespielt wurde, bzw. in wie vielen Fällen die Betrachtung vorzeitig abgebrochen wurde – und auch diese Information natürlich geographisch verteilt. Oder wie viele der Video-Aufrufe tatsächlich von unterschiedlichen IP aus erfolgten, bzw. wie viel Prozent der Aufrufe auf das Konto von Zuschauern gehen, die sich den Film mehrfach ansehen (was ja nicht unbedingt schlecht sein muss, da es Rückschlüsse auf die Beliebtheit zulässt). Wichtig wäre es auch zu erfahren, wie viele der Zuschauer den Film auf der YouTube-Seite selbst gesehen haben, und wie viele Aufrufe von „embedded videos“ über dritte Seiten es gab – und welche Seiten dies waren.

All das und noch viel mehr wünscht sich das Marktforscher-Herz. Dass es Google gelingt, einen solch umfangreichen Service zum Nulltarif auf die Beine zu stellen, kann man jedoch sicher nicht erwarten, wobei ich die Voraussage wage, dass sich bei entsprechend umfangreichem Angebot an Informationen durchaus auch zahlungswillige Werbetreibende finden lassen würden. Insgesamt also noch kein ganz großer Sprung, aber auf jeden Fall ein interessantes Feature, mit dem die Palette der für einen Online-Werbeauftritt wichtigen „Webstatistiken“ erneut erweitert wird. Google hat übrigens bereits angekündigt, „Insight“ in den nächsten Monaten um zusätzliche Statistiken erweitern zu wollen – man darf / kann also weiterhin gespannt sein.

Mittwoch, 16. April 2008

Die NPD glaubt nicht an Meinungsforschung....

...jedenfalls nicht dann, wenn die eigene Partei nicht gut abschneidet. Dies ist jedenfalls einer Pressemitteilung vom vergangenen Freitag zu entnehmen, in der dem Leipziger Institut für Marktforschung ziemlich direkt vorgeworfen wird, es würde Umfrageergebnisse zugunsten der SPD verschönern - die es bei einer vergleichsweise unwichtigen Umfrage der "Morgenpost" auf ganze 24 Prozent brachte.

Mit keiner anderen Begründung als der, dass man sich dieses Ergebnis angesichts des Bundestrends nicht vorstellen könnte (obwohl es eigentlich sogar recht gut im Bundestrend liegt), erklärt man die Umfrage für manipuliert. Geradezu verdächtig erscheint es den Statistik-Experten der "nationalen Opposition", dass SPD, Grüne und SED Linke gemeinsam genau auf 50% der abgegebenen Stimmen kommen - da muss doch eine Manipulation dahinterstecken befinden sie und erklären die Meinungsumfrage kurzerhand zur "Meinungslenkungs-Waffe".

Marktforscher als Marionetten der "Systemkräfte"? Im Grunde eine unterhaltsame Verschwörungstheorie, würde sie nicht den Experten des IfM kollektiven Betrug vorwerfen - immerhin ist der Pressemitteilung (wörtlich) zu entnehmen, dass dort "regelmäßig Umfrageergebnisse einseitig zugunsten der SPD geschönt" würden. Dies wiederum macht die Verlautbarung der NPD zu einem echten Ärgernis, gegen das sich die Kolleginnen und Kollegen aus Leipzig hoffentlich erfolgreich zu Wehr setzen werden.